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Abschied von My Lord


Schon vor zwei Jahren hat My Lord seiner Besitzerin und seiner Pflegerin mit einer heftigen Kolikattacke einen Schrecken eingejagt, aber damals hat ihn Sabine geduldig wieder hochgepäppelt. Als er vergangenen Samstag erneut Schmerzen bekam, war für alle zu sehen, dass sein Weg zu Ende ist, und er wurde durch den Tierarzt erlöst.
Mit seinen dreißig Jahren war der 1980 geborene Holsteiner Hengst der Oldie im Stall. Er kam siebenjährig zu Nadine und war das Pferd, mit dem sie den Übergang aus dem Junge-Reiter-Lager in den Seniorensport und schnell auch den Einstieg in den A-Kader schaffte.
Zu den größten Erfolgen der beiden zählen Platz sechs bei den Deutschen Meisterschaften 1992. Im selben Jahr wie auch 1993 gehörten sie zum siegreichen Nationenpreisteam in Rotterdam. 1994 gewannen sie Bronze bei den Deutschen Meisterschaften; im Jahr darauf wurden sie Zehnte im Weltcup-Finale in Los Angeles und gewannen die Kür vor dem Wiesbadener Schloss.
Danach ging My Lord in Rente und genoss sein Dasein auf der Koppel oder auf dem Paddock. Bis 2004 hatte er einmal im Jahr noch einen großen Auftritt: Beim Abschied der Nationen in Aachen ritt Nadine immer My Lord, denn die vielen weißen Taschentücher konnten ihn im Gegensatz zu den jüngeren Pferden nicht aus der Fassung bringen. Er hat dieses Spektakel enorm geliebt, und Nadine wurde oft von Reiterkollegen darauf angesprochen, wie toll er immer noch aussah.